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1. Enrüstet Euch - Warum gehen
wir überhaupt demonstrieren?
2. Mama, erklär mir den Irak-Krieg!
3. Bush's Mailbox während des
Irak-Krieges
Entrüstet
Euch - Warum gehen wir überhaupt demonstrieren?
Entrüstet Euch
Ich mag sie oder auch irgendwie nicht: diese beliebteste Frage - vor,
nach und während Demonstrationen. Diese Frage mit dem berühmten
Nebensatz:
"Was ist der Sinn, auf die Straße zu gehen, das ändert
doch sowieso nichts?"
Ich halte mich nie mit zu langem Herumphilosophieren darüber auf,
ob eine Antikriegsdemo etwas bringt oder nicht, ob sie wirklich etwas
ändert oder nicht. Ich lasse mich nicht von dem immer angehängten
Nebensatz der Sinnesfrage in meiner Überzeugung umstimmen.
Ändert es doch so viel.
Allein schon bei mir ändert sich etwas. Weiß ich doch, daß
ich nicht allein bin.
Bei den anderen 499.000 Demonstranten am 15. Februar in Berlin passierte
das selbe. Jeder der vielen Demonstranten zeigte allen anderen, daß
er etwas zu sagen hatte, daß er nicht allein sein wollte - und war.
Und alle 500.000 zusammen
sprachen mit einer Stimme zu den verbliebenen 80.000.000 Deutschen, die
aus verschiedensten Gründen ihre Stimme nicht erheben konnten/ wollten
bzw. erhoben, sie sprachen mit einer Stimme, die von einem einzelnen nie
hätte erhoben werden können.
Und alle 500.000 zusammen
sprachen mit einer Stimme zu den anderen Millionen Demonstranten (allein
in Europa) an dem selben Tage in Madrid, London, Rom und vielen vielen
anderen Städten.
Und die Millionen Menschen an diesem Tage sprachen zu ihren Mitmenschen
und für diese.
Und die ganze Welt erfuhr davon.
Und die ganze Welt erfuhr eine Entrüstung einzigartigen Ausmaßes.
Und das, bitteschön, soll nichts geändert haben? Dieser Tag
soll gewesen sein wie jeder andere leicht bewölkte zu Zeiten sonnige
Samstag im Jahr? Still und friedlich, ein nachmittäglicher Spaziergang
nach den Mittagsnachrichten, in denen wieder EIN Mensch ALLEN von Krieg
erzählte, als wollten ALLE das hören und glauben? An diesem
Tage waren nicht jene Ziel rüstiger Erklärungen, die als Einzelne
keine so laute Stimme erheben konnten - an jenem Tage wurde Sender zu
Empfänger und die Empfänger zu Sendern IHRER Meinung, IHRER
Nachricht an die lauten mächtigen Rüstigen in kärglich-kläglicher
Unterzahl.
Die friedliche Entrüstung der Menschen zeigte den kriegerisch gerüsteten,
wie man es richtig macht. In einer Gemeinschaft, in der Jung und Alt,
Menschen aller Lager und Meinungen, Menschen mit allen erdenklichen Unterschieden
Hand in Hand ENTRÜSTUNG praktizierten - in einer solchen Gemeinschaft
zeigte sich, daß genau das möglich ist - und menschlich.
Und?
Der Krieg kam doch.
Doch dieser Krieg wird in der Geschichte immer als ein Krieg bezeichnet
werden, den Millionen Menschen in einer bisher ungekannten Mehrheit und
Einigkeit entschieden ablehnten.
Und das ändert eine Menge!
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Mama, erklär
mir den Irak-Krieg!
Das ist gar nicht so schwer! Also, da hätten wir in einem Sandkasten
auf der einen Seite ALLE und auf der anderen Seite zwei böse Buben.
Da sagte der große böse Bube mit einer großen glänzenden
Schippe und dem riesigen bunten Sandkipper zum kleinen bösen Buben
"You wanted to kill my daddy, and überhaupt, you have lots of
Schippen versteckt and nen großen Sandkipper." Antwortete der
kleine böse Bube: "Ja klar, hab ich ja von Dir!" und zeigte
auf sein winziges Schippchen und den alten, kaputten, kleinen Sandkipper,
mit dem er gern auch einmal die Sandburgen der Kinder in seiner Nähe
überfuhr. Das hatte er beim großen bösen Buben gesehen,
der mit seinem riesigen bunten Sandkipper und der großen Schaufel
ständig für Ordnung im Sandkasten sorgte, was schließlich
dazu geführt hatte, daß das zwar ALLE doof fanden, aber doch
EINIGE nachmachten.
"Du bist böse," sagte der große böse Bube zum
kleinen bösen Buben, "gib sofort Deine schrecklichen Spielgeräte
her, sonst mache ich Deine ganze Burg kaputt und die Deiner Freunde auch!"
Da sagten ALLE, daß das nicht ginge, und das sagten sie ganz laut.
Doch der große böse Bube fuhr schon mit seiner Riesenschippe
und dem mächtigen Sandkipper ganz dicht an die Sandburg vom kleinen
bösen Buben, sofern man noch von einer Burg sprechen konnte, denn
sie war schon sehr kaputt. So wie der alte kleine Sandkipper und das winzige
Schippchen, vor denen der große böse Bube Angst hatte.
ALLE sagten, ihr sollt doch nicht streiten, wir helfen Euch, das Problem
zu lösen!
"Ich will ihm ja nicht wirklich die Burg kaputtfahren, nur Angst
machen!" sagte der große böse Bube und fragte ein paar
andere kleine Buben, ob sie bei dem Spaß mitmachen wollten. Doch
obwohl ALLE das richtig gemein und ungezogen fanden, fanden sich noch
einige, die mitmachen wollten.
Der große böse Bube jedoch merkte, daß es NIEMANDEM gefiel,
was er dort tat. Also versuchte er, ganz VIELE zu überreden.
Da sagten ALLE, they were not convinced. Da man Dumme überreden kann,
Weise aber überzeugen muß, gab der große böse Bube
es gleich auf. Er fand einfach keine Dummen, die er mit Süßigkeiten
zu Dummheiten überreden konnte, und überzeugen - das konnte
er nicht.
KEINER wollte mitmachen. Da wurde der große böse Bube immer
wütender und beschmiß ALLE mit Sand.
Dann sagte er zum kleinen bösen Buben, der solle sofort aus dem Sandkasten
laufen, damit er die Burg besser kaputt machen könne. Der kleine
wollte aber nicht weg und da meinte der große böse Bube, er
wisse nun keinen Ausweg mehr.
Gerade als ALLE noch etwas wie "ungerecht" oder "Halt,
Moment!" rufen wollten, überfuhr der böse große Bube
mit dem neuen bunten Sandkipper alles und stampfte so sehr mit der großen
glänzenden Schippe auf der Erde herum als wolle er sie für eine
neue McDonalds-Filiale vorbereiten. So machte er das immer. Das Aufräumen
der vielen kaputten Teile, das Überharken des zerstampften Sandes
und die neue Schippe für den großen bösen Buben mußten
ALLE besorgen, denn das konnte der große böse Bube nicht. Er
sprach immer noch von den Guten, von Ruhmreichtum und von Ausweglosigkeit
aus dieser Situation.
Doch NIEMAND glaubte mehr, daß der große böse Bube es
je anders gewollt hatte...
Und ich glaubte zu verstehen.
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